Schildkröte

José Bedia, 2019
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    Das Werk befasst sich mit einem Tier, das in ein Vakuum getaucht ist, welches die Unermesslichkeit des Ozeans darstellt. Daher ist jede Richtung, die dieses Tier einschlägt, gleichermaßen wertvoll und unverstellt und das Tier von Natur aus frei. Bei dem Tier handelt es sich um eine Meeresschildkröte, genauer gesagt um eine Lederschildkröte, die in Mexiko auch „Siete Filos“ (Sieben Kanten) genannt wird, weil ihr Rückenpanzer sieben Längskiele aufweist. Ich habe die Seri-Gemeinschaft (das Volk der Kunkaak) in der an den Golf von Kalifornien angrenzenden Sonora-Wüste über viele Jahre hinweg häufig besucht.

    Die Seri betrachten dieses Tier als heilig. Es gilt ihnen als leibhaftige Verkörperung ihrer Vorfahren, die von Zeit zu Zeit unerwartet erscheinen (deshalb hat die Schildkröte in meiner Arbeit auch ein menschliches Profil und Gesicht). Wenn eine der Schildkröten in Küstennähe auftaucht, fangen die Seri sie, machen sie zeitweise bewegungsunfähig, bauen ihr ein kleines Dach, um sie vor der Sonne zu schützen, und bemalen sie dann mit heiligen Symbolen, um eine zwei Tage dauernde Zeremonie durchführen zu können, nach deren Ende sie die Schildkröte wieder in den Ozean entlassen.

    José Bedia, 2022
  • Standort
José Bedia, Schildkröte, 2019